16 Mai Herpetologie – Aktuelles
Jetzt, fast Mitte Mai, lässt uns der April endlich auch hinsichtlich des Wetters aus seinen launischen und meist kalten, windigen Klauen. Und endlich können Herpetologen in die Reptilien-Saison starten. Ein typisches Aufgabenfeld heutzutage ist die Evakuierung von Zauneidechsen. Im Vorfeld von Bauprojekten muss das Baufeld zum Schutz der Tiere oft abgefangen werden. Die Eidechsen werden dann entweder in Quartieren zwischengehältert oder in qualitativ hochwertigen Habitaten möglichst in unmittelbarer Nähe angesiedelt. Diese Habitate sind im Vorfeld entsprechend der Habitatansprüche der Art einzurichten und zu gestalten.
Gefangen werden die Tiere mit verschiedenen Methoden, dabei hat jeder erfahrene Fänger seine Favouriten. Meist fängt man die Tiere mit der Hand, hilfreich kann dabei ein sogenannter Fangring sein, auf manchen Flächen bietet sich auch die gelenkte Schlinge an. Der oft propagierte Schwamm zur Immobilisierung der Tiere ist aufgrund vermehrter Schwanzverluste eher weniger geeignet. Bei geübten Fängern tritt dies in der Praxis äußerst selten auf. Ein gutes Mittel für den Fang von Zauneidechsen sind zudem stationäre Fangeinrichtungen, also Reptilienzäune mit installierten Fangeimern. Hier ist jedoch auf möglichst zweimalige Kontrolle zu achten, da auch Prädatoren das Prinzip „Eidechse im Eimer“ mitunter schnell lernen. Außerdem werden seit wenigen Jahren spezielle Lebendfallen bei Zauneidechsen sehr erfoglreich eingesetzt. Diese funktionieren als kleiner künstlicher Tunnel mit Wippe, wobei der Verschluss den langen Eidechsenschwanz nicht quetscht. Jetzt, im Mai, werden neben den adulten (erwachsenen) Tieren vor allem die sogenannten subadulten Tiere gefangen. Dabei handelt es sich um die Jungtiere des Vorjahres, die nun erwachsen werden. Idealerweise werden die geplanten Bauflächen jetzt abgefangen, bevor die Tiere zur Reproduktion schreiten.
Vor dem Umsiedeln werden von jedem Tier die biometrischen Maße genommen; Länge Kopf-Rumpf, Gesamtlänge, Alter, Geschlecht und Gewicht. Bei kleinen Tieren unter zwei Gramm kann dies im Gelände eine knifflige Arbeit sein. Regelmäßig fallen Tiere mit älterem Schwanzregenerat auf. Auch daran erkennt man den hohe Prädationsdruck auf die Population der Zauneidechse.
Bei der Längenmessung der adulten Tiere genügt ein Maßband. Bei den deutlch kleineren subadulten Tieren ist dies deutlich kniffliger.
Ein adultes Weibchen wird nach Aufnahme der Personalien in das Ersatzhabitat entlassen.
Ein adultes Männchen sonnt sich im Ersatzhabitat. Das Geschlecht ist während der Paarungszeit besonders auffällig an der Färbung zu erkennen. Zudem weist eine deutlich verdickte Schwanzwurzel auf ein Männchen hin. Im Bild zudem gute erkennbar sind die Zecken in der Hautfalte über dem Vorderbein. An dieser Stelle sowie hinter dem gut sichtbaren Trommelfell sitzen sehr häufig Zecken der Art Ixodes ricinus.
Ein subadultes Tier beim Wiegen. Mit 2 Gramm hat das Tier das übliche Gewicht eines vorjährigen Jungtieres. Bis zum nächsten Winter muss also fleißig gefressen und gewachsen werden. In diesem Alter sind die Tiere einer Vielzahl von Prädatoren ausgesetzt. Nicht nur Wildschweine, Marder, Katzen, Turmfalken, Mäusebussarde, Störche und Reiher naschen gern eine Zauneidechse. In diesem Alter passen sie sogar in den Schnabel einer Amsel oder Drossel. Im ersten Jahr können sie sogar Artgenossen zum Opfer fallen.
Eine Besonderheit bei Zauneidechsen sind die Exemplare mit der Farbvariante erythronotus, „rotrückig“. Hier ein adultes Weibchen. Außerdem erkennt man gut die Spuren des Angriffs durch einen Prädator. Das Schwanzregenerat wächst seit mehreren Tagen, an der Schwanzwurzel und dem unteren Rücken erkennt man noch Narben.
Ein adultes Männchen erythronotus. Sehr schön der Kontrast zwischen ungezeichnetem, rotbraunem Rücken und dem leuchten grüngelben Paarungskleid der erwachsenen Männchen (Foto: Nico Stenschke)
Kontinentale Heiden sind in unserem Breiten ein typisches Habitat der Zauneidechse. Hier kommen sie erfahrungsgemäß in geringer Dichte, jedoch regelmäßig, vor. Der Verlust derartiger Biotoptypen, meist durch Nutzungsaufgabe und fortschreitende Sukzession, bedeutet stets den Verlust schutzbedürftiger Tierarten. Im Bild ein adultes Weibchen in blühender Calluna-Heide.