Bienenfresser in der Elbaue

Während der Arbeit mit und an der heimischen Avifauna beobachten wir immer wieder Auffälligkeiten, die sich mit dem Klimawandel erklären lassen. Meist sind es negative Auswirkungen durch Habitatverschlechterung, Nahrungsmangel und Störungen komplexer phänologischer Systeme.

 

Es gibt jedoch auch Arten, die (zumindest im mitteldeutschen Raum) von der zunehmenden langfristigen Erwärmung profitieren. Dazu gehören Arten, die in unseren Breiten an ihre nördliche Verbreitungsgrenze stoßen, wie zum Beispiel Wiedehopf und Bienenfresser. Beide Arten zeigen in den vergangenen Jahren deutliche Bestandsanstiege (auf sehr niedrigem Niveau!) und die Tendenz der weiteren Arealausdehnung nach Nordost.

 

Ein schönes Beispiel waren zehn Bienenfresser, die am Wochenende 11./12.05.2019 ungewöhnlicherweise in der Elbaue bei Bleddin zu bewundern waren. Die Vögel hielten sich über zwei Tage an einem Gehöft mit altem Mauerwerk auf und nutzten die darin zahlreich vorkommenden Mauerbienen als Nahrungsquelle an diesen sehr kühlen Tagen, als in der Landschaft sonst vermutlich kaum Großinsekten zu fangen waren. Neben Baden-Württemberg ist ein Verbreitungsschwerpunkt dieser eher mediterranen Art das mitteldeutsche Trockengebiet im Großraum Halle. In der Wittenberger Elbaue sind Bienenfresser überhaupt erst 2015 beobachtet worden, seitdem jährlich mit wenigen Einzelbeobachtungen. Zehn Vögel im Trupp über mehrere Tage und das zu dieser frühen Jahreszeit ist jedoch absolut außergewöhnlich.